FORMS OF INNOCENCE

SOFIE BIRD MØLLER + BIANCA REGL

ALEXANDER OCHS PRIVATE
22. März bis 20. April 2019

Öffnungszeiten: Di– Fr, 13:00-18:00 Uhr und Sa, 11:00-15:00 Uhr

Die Autorin Amy Sillman zitiert in ihrem Artikel ‚On Color‘ den Philosophen Walter Benjamin mit ‚color is a powerful form of innocence that can subvert the logic of capitalism‘.

Die Idee zu unserer Ausstellung folgt einer Initiative der in Peking lebenden, österreichischen Künstlerin Bianca Regl, die dort seit vielen Jahren ein großes Atelier betreibt, in dem sie mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern Ausstellungsprojekte konzipiert. Auch Regl musste, wie viele andere, ihr Atelier schon zweimal augenblicklich räumen, greift hier doch die Logik eines ungezügelten globalisierten Kapitalismus, die Logik des Marktes: wo Immobilien gebaut werden, ist kein Platz für die Kunst.

Die Künstlerin malt Bilder von Tulpen und prüft so die Frage, ob die ‚Farbe‘ wirklich eine mächtige Form von Unschuld darstellt, ob sie den Kapitalismus untergraben kann. Die Tulpenbilder von Regl rekurrieren sich aus der Kunstgeschichte wie auch aus der Geschichte des Kapitalismus. Im ‚Goldenen Zeitalter‘ der Kunst, im 17. Jahrhundert, wurden Tulpenzwiebeln in den Niederlanden zum Spekulationsobjekt und lösten 1637 den ersten Börsencrash aus. Zur gleichen Zeit entstand die niederländische Tulpenmalerei. Künstler malten Tulpen, auch sie spekulierten mit Tulpenzwiebeln, manch einer ging pleite daran.

Konnte und kann, um bei Walter Benjamin zu bleiben, die ‚Farbe‘ hier tatsächlich etwas ändern? Zumindest hat die Kunst überlebt und noch immer werden Bilder von Tulpen gemalt. Wie die von Regl, die der Künstlerin die Möglichkeit geben, sich nicht mehr mit Narration und Inhalt beschäftigen zu müssen, denn alle Tulpen sind ja schon gemalt. So gibt ihr dieses Motiv die Chance sich ganz allein auf die Farbe und die Malerei zu konzentrieren und hier weiter zu forschen.

Auch die dänische Künstlerin Sofie Bird Møller führt in ihrer Arbeit die Auseinandersetzung zwischen ‚Farbe und Markt‘, greift sie doch auf schon vorhandenen Bildträger zurück. In der Regel nutzt sie hoch- glänzende Zeitschriftenfotos z. B. glamourös inszenierter Frauen oder Automobile. Auch verwendet sie Werbeplakate und Prospekte und während sie diese industriell gedruckten Motive in der Vergangenheit übermalte, stellt sie nun eine neue Form von Bildproduktion vor. Neben der Vorlage malt sie ein eigenes, oft aus übereinander gesetzten Farbflächen gestaltetes Bild und transferiert dieses nach einem aus- geklügeltem Verfahren auf den vorhandenen Bildträger. Aufgetragen auf das erwähnte Industrieprodukt beweist die Farbe hier tatsächlich ihre Unschuld in der Subversion.