Bianca Regl

Die neuen Arbeiten von Bianca Regl (*1980 Linz), die allesamt in den letzten Monaten in ihrem Wiener Atelier entstanden sind, sind beeindruckend und zeigen die Leidenschaft der Künstlerin für das Medium Malerei. Bianca Regl studierte an den Ateliers des Beaux-Arts de la Ville de Paris, an der Kunstuniversität in Linz, an der Akademie der bildenden Künste in Wien und an der University of California in Los Angeles. Seit 2010 lebt die Künstlerin in Beijing – und seit den letzten Jahren auch wieder in Wien. Ebenda entstanden die Arbeiten für die Ausstellung im Hangar-7. Ein kraftvoller Werkkomplex großformatiger Leinwandbilder. Bianca Regl bezeichnet sich selbst als „Vollblutmalerin“ und fühlt sich in den großen Formaten zu Hause – was in den aktuellen kraftvollen, dynamischen Arbeiten auch eindrucksvoll zu sehen ist. Nach einer Serie von Porträts dominiert aktuell das Stillleben als Motiv. Doch steht bei der Auswahl der Sujets nicht der narrative oder figurative Gehalt der Darstellung im Fokus, vielmehr gibt die Farbe die Motive vor – die Malerei dominiert. Das Ausloten der Farbpalette, das Erarbeiten der Tonwerte bildet die Basis der künstlerischen Arbeit von Bianca Regl. Die Werke entstehen in einem dynamischen, prozesshaften, schnellen Malvorgang, der durch Nass-in Nass-Technik vorgegeben ist. Dadurch verbinden sich die Farben auf der Leinwand, diffundieren ineinander und in den Bildgrund, der im aktuellen Werkkomplex aus einem satten tonigen Blau-Grün besteht. Vorangegangen sind diesem Werkkomplex ebenfalls großformatigen Stillleben, die mit einer pastellfarbigeren Palette gemalt wurden. Ebendort waren die einzelnen Motive noch mehr im Raum verortet, während sie in den neuen Arbeiten im freien Raum der Leinwand stehen. Alles ist gleichzeitig im Vordergrund, es gibt keine räumliche Hierarchie im Bild, vielmehr scheinen sich farbige Flächen, Motive und lineare Pinselstriche miteinander zu verweben. Es ist ein Wechselspiel zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, zwischen Fragmentierung und plastischem Ausmalen der Motive, die Regls Arbeiten auszeichnen. Anregungen für ihre Motive finden sich in ihrer unmittelbaren Umgebung, ebenso wie in der Kunst der Alten Meister. Das Stillleben, so Regl, sei jenes Genre, das seit jeher nicht nur inhaltlich eine komplexen Gehalt hat, sondern vor allem in der Maltechnik viele Innovationen und Entwicklungen zuließ. Regl gelingt es, das Genre einprägsam und dynamisch in die Gegenwart fortzuschreiben. Durch ihr stets im Vorfeld des Malens erarbeitete Palette erreicht sie in den Bildern eine Feinabstimmung der Farbwerte. Die Farbe führt dabei stetig weg von der Beschreibung des Gegenstandes und wird zur reinen Bildfarbe. Der Pinselstrich wird zunehmend offener und weicher, wenngleich ihr charakteristischer linearer skizzenhafter Stil auch in den neuen Werken noch vorhanden ist und einzelne Motive fragmentarisch umschreibt. Bianca Regl ist eine experimentierfreudige Malerin und ihre Arbeitsweise verändert sich stets. Die Malerei sieht sie als Medium frei von Botschaften der Tagespolitik oder Kommentaren zu aktuellen Themen. Die Stärke der Malerei, so Regl, liege in der Kraft der Farbe und der Eigenschaft offen zu sein, für eine Vielzahl an Betrachtungsweisen und Interpretationen. 

Silvie Aigner