Von der Arbeit im Rausch
Lukas Feichtner Galerie, 04.05.08 | Wolfgang Pichler
Eine sich verbiegende halbnackte Frau, ein Mund bei der Aufnahme eines Löffels in kräftigen Farben auf dunklem Grund gemalt, so stellen sich die Arbeiten der 1980 geboren Künstlerin Bianca Regl gleich im Eingangsbereich der Galerie dar. Doch der erste Blick täuscht, nicht platte Werbeästhetik, sondern durchaus gelungene Malerei ist hier zu sehen. Die Arbeiten in den hinteren Räumen zeigen dann auch ein differenzierteres Bild. Fische die wahrscheinlich bald gegessen werden sehen einen von der Leinwand mit ihren leblosen Kugelaugen an. Fast abstrakt wirkende Früchte in eigenem Saft, maltechnisch oft nur angedeutet und dennoch in Details wirklichkeitsgetreu wiedergegeben, dominieren hier neben einem Mann im Swimmingpool die Sujets.
Wenn diese technisch perfekten Arbeiten nicht etwas sein wollten was sie nicht sind, nämlich extatischer Ausdruck, dann würde diese Einzelausstellung der jungen Künstlerin noch viel überzeugender wirken. Es sind das Können und die gelungene Abbildung der Oberflächen, der Dinge wie sie sich darstellen ohne Bedeutungsüberladung, die an diesen Ölbildern und Zeichnungen beeindrucken. Mit Rausch hat das zwar wenig zu tun wie es scheint, sondern viel eher mit gelungener Arbeit, aber das Klischeebild des extatischen Genies, welches noch immer den Kunstbetrieb bestimmt muss man so und so ablegen will man nicht unweigerlich enttäuscht werden.
Am stärksten ist die Malerin, wenn sie nicht große Gesten, sondern die kleinen Dinge des Alltags festhält, wie dies in den Arbeiten, die tote Fische zeigen der Fall ist. Auch die dezent zurückhaltenden Portraits, die im Untergeschoss der Galerie zu sehen sind überzeugen durch ihre distanzierte Klarheit, die Raum lässt für den/die BetrachterIn eigene Gedanken und Gefühle in das Bild zu projizieren.
Wer immer der Meinung ist, dass traditionelles technisches Können im aktuellen Kunstgeschehen keine Bedeutung mehr hat sollte sich von dieser Ausstellung eines Besseren belehren lassen. Besser konnten es auch die “Alten Meister” nicht.
Wolfgang Pichler