Die Malerin Amy Sillman zitiert in ihrem Artikel ‚On Color‘ den Philosophen Walter Benjamin mit ‚color is a powerful form of innocence that can subvert the logic of capitalism‘.

Die Idee zu unserer Ausstellung folgt einer Initiative der in Peking lebenden, österreichischen Künstlerin Bianca Regl, die dort seit vielen Jahren ein großes Atelier betreibt, in dem sie mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern Ausstellungsprojekte konzipiert. Auch Regl musste, wie viele andere, ihr Atelier schon zweimal augenblicklich räumen, greift hier doch die Logik eines ungezügelten globalisierten Kapitalismus, die Logik des Marktes: wo Immobilien gebaut werden, ist kein Platz für die Kunst.

Die Künstlerin malt Bilder von Tulpen und prüft so die Frage, ob die ‚Farbe‘ wirklich eine mächtige Form von Unschuld darstellt, ob sie den Kapitalismus untergraben kann. Die Tulpenbilder von Regl rekurrieren sich aus der Kunstgeschichte wie auch aus der Geschichte des Kapitalismus. Im ‚Goldenen Zeitalter‘ der Kunst, im 17. Jahrhundert, wurden Tulpenzwiebeln in den Niederlanden zum Spekulationsobjekt und lösten 1637 den ersten Börsencrash aus. Zur gleichen Zeit entstand die niederländische Tulpenmalerei. Künstler malten Tulpen, auch sie spekulierten mit Tulpenzwiebeln, manch einer ging pleite daran.

Konnte und kann, um bei Walter Benjamin zu bleiben, die ‚Farbe‘ hier tatsächlich etwas ändern? Zumindest hat die Kunst überlebt und noch immer werden Bilder von Tulpen gemalt. Wie die von Regl, die der Künstlerin die Möglichkeit geben, sich nicht mehr mit Narration und Inhalt beschäftigen zu müssen, denn alle Tulpen sind ja schon gemalt. So gibt ihr dieses Motiv die Chance sich ganz allein auf die Farbe und die Malerei zu konzentrieren und hier weiter zu forschen.

[Alexander Ochs zur Ausstellung “Forms Of Innocence”, ALEXANDER OCHS PRIVATE, Berlin 2019]